In diesem Artikel bekommst Du eine Alltagstaugliche Schritt für Schritt Anleitung wie Du vergeben und verzeihen lernen kannst. Du erkennst, warum es DIR besser geht, wenn Du Dir selbst und anderen vergeben und verzeihen kannst.
#1: Warum verzeihen lernen so wichtig für unser Wohlbefinden, für unsere Psyche, für unsere Gesundheit ist
Wenn wir negative Gedanken, ungeklärte Aspekte in unserem Leben und mit anderen Menschen haben, dann beschäftigt uns das immer wieder. Wir finden keine Ruhe. Unsere Gedanken kreisen immer wieder um diese Themen und wir graben uns in negative Gefühle ein.
Die Gedanken, die wir denken, rufen Gefühle hervor.
Ob wir wollen oder nicht, das ist so.
Es können bewusste Gedanken oder unbewusste Gedanken sein, angenehme oder unangenehme.
Der Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen
Unangenehme Gedanken erzeugen automatisch unangenehme Gefühle.
Wenn wir an etwas denken, über das wir uns ärgern, über das wir böse sind, wo wir uns ungerecht behandelt fühlen, wo andere uns etwas Schlimmes angetan haben, dann ist das verbunden mit schlechten Gefühlen.
Wir weisen anderen Schuld zu, empfinden Scham, spüren Rachegefühle, hegen Groll, fühlen Ärger, Missmut, Ungeduld, Ungerechtigkeit, Wut, Enttäuschung, Hass, Verbitterung, Ablehnung.
Zuerst fühlt man sich schlecht. Wenn diese Gefühle länger dauern, dann wird man erst seelisch krank und danach körperlich. Unser Körper reagiert auf diese Gefühlslage mit Anspannung, Schlafstörungen, ständiger Erschöpfung, Bluthochdruck, Magenschmerzen, Kopfschmerzen usw. Die vielen negativen Gedanken erzeugen Stress.
Stress generiert Adrenalin und dieses übersäuert auf Dauer den Körper und vergiftet die Zellen. Körper, Geist und Psyche beeinflussen sich gegenseitig und sind im Gehirn miteinander verbunden.
Mit starken negativen Gedanken und daraus resultierenden starken negativen Gefühlen schaden wir am meisten uns selbst. Nicht den anderen, nicht denen, über die wir uns aufregen und ärgern.
In der Formulierung „Ich ärgere mich“ und „Ich rege mich auf“ steckt deutlich drin, dass wir es uns selbst antun und uns selbst schaden.
Wenn wir das Verzeihen lernen, reduzieren wir damit die negativen Gedanken und wir tun etwas Gutes für uns selbst und für unsere Gesundheit. Deshalb ist es so wertvoll vergeben und verzeihen zu lernen. Auch wenn wir uns spontan fragen „Warum soll ich verzeihen lernen?“
Soll doch der andere sich ändern und entschuldigen und wiedergutmachen
#2: Warum uns verzeihen lernen so schwer fällt
Im Grunde geht es meistens darum herauszufinden was „richtig“ oder „falsch“ war und wer Schuld hat. Dann können wir mit dem Finger auf diesen Menschen zeigen und sagen „Du bist schuld, Du musst etwas ändern“.
Was wir dabei oft übersehen, ist dass wir nicht wirklich in der Lage sind Andere zu ändern. Der einzige Mensch, auf den wir 100 % Entscheidungsfreiheit und Einfluss haben sich zu ändern, das sind wir selbst.
Klar, wir können mit Strafen und Sanktionen bei anderen Menschen gewisse Veränderungen erzwingen. Doch das sind äußere Veränderungen und wenn der Mensch in seinem Inneren nicht davon überzeugt ist, wird er sich nur dann anders verhalten, solange er weiß, dass er kontrolliert und bestraft wird, falls er sich nicht konform verhält. Und wenn ihn die Höhe und das Ausmaß der Strafe davon abschreckt.
Das beste Beispiel sind Verkehrsverstöße. Falsch parken, zu schnell fahren, überholen im Überholverbot usw. Wenn die Straße frei ist, dann fahre ich maximal 19 km schneller als erlaubt. Weil das, falls ich geblitzt werde, noch mit Geld und nicht mit Punkten geahndet wird. So einfach.
Warum sollte ich langsamer fahren, wenn die Straße frei ist, wenn es keine Gefährdungen durch Regen, Nebel oder Schnee gibt und ich sicher unterwegs bin?
Ich verändere mich so weit wie ich mich gezwungen fühle und/oder die Sinnhaftigkeit einsehe.
Verzeihen lernen – Rache nehmen: was wähle ich?
Wenn jemand mein Kind oder meine Eltern oder meinen Partner umgebracht hat und mich das so stark aufregt, dass ich dann den Täter umbringe, dann habe ich für eine gewisse Zeit ein Gefühl der Befriedigung. Ich habe Rache genommen, Ausgleich und Gerechtigkeit sind wiederhergestellt. Glaube ich erst mal.
Jedoch währt diese Befriedigung nur kurz. Sehr schnell stellt sich ein schlechtes Gefühl ein, weil ich anderen Menschen Leid zugefügt habe, indem ich einen Menschen getötet habe, den sie lieben. Außerdem hat man sich damit auf die gleiche Stufe gestellt wie der erste Mörder. Wir leiden durch unsere eigene Handlung. Zum schlechten Gefühl gesellt sich dann das schlechte Gewissen und die Angst vor dem bestraft werden.
Also „Aug um Aug, Zahn um Zahn“ hört sich gut an. Hilft wenig bis gar nicht. Macht es eher schlimmer als besser.
Wenn wir keine besondere Beziehung zu einem Menschen haben, berührt es uns wenig, wenn er oder sie zum Beispiel jemanden betrügt. Doch Menschen, die uns besonders nahestehen, können uns heftig verletzen. Ob das der Chef ist, der uns „falsche“ Informationen gibt oder uns ungerecht beurteilt, oder der beste Freund, der uns belügt, oder der Partner/die Partnerin, die uns betrügen. Es entsteht ein Vertrauensbruch. Das verletzt unsere Gefühle und tut uns weh.
Zwei hilfreiche Fragen zur Selbstanalyse und Selbsthilfe:
- Weiß der andere überhaupt, dass ich mich in meinen Gefühlen verletzt fühle? Dass ich mich angegriffen, übergangen, nicht mit meiner Leistung gesehen, nicht wertgeschätzt, lächerlich gemacht, gemobbt, beleidigt fühle? Weiß der andere, dass ich ihn als schuldig ansehe? Habe ich es angesprochen, habe ich ausgedrückt wie es mir geht? Oder habe ich das nicht gemacht, aus Angst mich lächerlich zu machen oder als Schwächling beurteilt zu werden?
- Frage ich mich selbst wie mein Verhalten, mein Tun, meine Aussagen auf den Anderen gewirkt haben und ihn womöglich provoziert haben sich zu verteidigen?
Wer hat Schuld und will ich Opfer bleiben?
Wir Menschen neigen dazu, erst mal anderen die Schuld zu geben. Wir möchten nicht selbst Schuld sein.
Wenn wir uns verletzt fühlen, sind wir der festen Überzeugung der Andere ist schuld und muss sich bei uns entschuldigen. Erst dann können wir uns wieder besser fühlen.
Allerdings geben wir damit unsere Macht über unsere Gefühle an andere ab, wir machen uns kleiner, schwächer und unselbständiger. Das tun wir freiwillig, keiner zwingt uns dazu. Wir meinen, dass wir nicht anders können, weil wir diese Sichtweise so verinnerlicht haben. Wir haben es so von unseren Eltern oder von anderen Menschen gelernt und übernommen als Verhalten oder als Sichtweise. Das ist eine Feststellung, keine Bewertung.
Doch jetzt sind wir erwachsen und wir können uns entscheiden, unsere Sichtweise zu verändern. JETZT.
Es ist unsere Entscheidung!!!
„Ja“ zu sagen, aus der Opferrolle heraus zu gehen.
„Ja“ zu sagen, meine Sichtweise zu verändern.
„Ja“ zu sagen, Abschied zu nehmen von bisherigen „normalen“ Sichtweisen und Schuldzuweisungen
„Ja“ zu sagen, dass ICH entscheide, welche Gedanken ich denke und welche Gefühle dadurch entstehen. Ich bin Herr bzw. Herrin meiner Gefühle.
Handlungshoheit zurückgewinnen, Selbstermächtigung erlangen kann zur Heilung von verletzten Gefühlen wesentlich beitragen.
Wenn Du mit mir sprechen möchtest,
wenn Du Deine Erfahrungen mit mir teilen möchtest,
wenn Du ganz spezielle Fragen hast, die Dich schon lange bewegen,
dann erreichst du mich per Telefon: 02821-97 48 00 und 0171-41 92 166
oder über die „Mit mir arbeiten“ -Seite
Jetzt viel Spaß beim Weiterlesen
#3: Verzeihen lernen: Mit diesen Tipps fällt es Dir leichter und Du findest inneren Frieden
- Ich sage nicht es war richtig wie der Andere sich verhalten hat oder was er gesagt oder nicht gesagt hat.
- Ich sage „Ich kann es nicht ungeschehen machen, ich kann nicht ungelebt machen, was gelebt wurde“.
- Ich sage „Es ist passiert und es ist vorbei“.
- Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, doch ich kann meine Sicht darauf ändern.
- Ich sage „Es war in dem Moment, in der Situation das Beste was die Beteiligten tun oder sagen konnten, sie konnten nicht anders, sie wussten nicht besser“.
Es ist passiert. Die Erinnerung wachhalten oder immer wieder aktivieren, in dem ich darüber rede, tut nur mir weh. Nicht dem anderen.
Warum also sollte ich das tun? Warum sollte ich mir immer wieder weh tun, in dem ich mich daran erinnere? Ich mag mich und ich will mir Gutes tun.
Verzeihen lernen gibt die Chance los zu lassen.
Sich zu öffnen für Neues.
Verzeihen heißt nicht, es gut zu heißen, was getan wurde.
Verzeihen heißt loszulassen. Verzeihen heißt meine Aufmerksamkeit, Energie und meine kostbare Zeit nicht in die alten Themen zu stecken und sie aufzuwärmen, sondern für neue, mir guttuende Themen zu verwenden:
Das ist wie bei einem Glas Wasser. Wenn es voll ist mit altem abgestandenem unappetitlichem Wasser, habe ich keinen Platz um etwas frisches, leckeres einzugießen. Erst wenn ich einen Teil des alten Wassers oder am besten alles aus dem Glas entleere, habe ich die Möglichkeit etwas Neues, Schönes, Angenehmes hinein zu gießen.
Verzeihen lernen ist eine große Chance für mich selbst
Verzeihen heißt „Ich befreie mich davon“
Verzeihen heißt Loslassen und damit offen sein für Neues
Verzeihen ermöglicht Heilung
Verzeihen bedeutet wieder nach vorne schauen zu können
Wenn Du nicht weißt, wie Verzeihen geht, oder wie Du es machen kannst, dann reicht es offen und bereit zu sein verzeihen lernen zu wollen. Hier ist die Einstellung, Deine innere Haltung gemeint, die Bereitschaft verzeihen zu wollen.
Da Du die Vergangenheit und was geschehen ist nicht ändern kannst, hilft es nicht, sich auch noch darüber zu ärgern. Was Du jederzeit ändern kannst ist Deine Einstellung und Deine Sicht darauf und die Entscheidung Dich im HEUTE nicht mehr zu ärgern.
Ärger ist ungesund. Warum also sollte man sich das selbst antun?
Verzeihen lernen ist ein Prozess
Die Bereitschaft und der Wille zu verzeihen ist wichtig. Es ist egal welche Worte man wählt. Ob wir es als vergeben, verzeihen oder versöhnen bezeichnen. Wichtig ist das Gefühl, das ich mit dem Wort verbinde. Wenn ich „Ich verzeihe Dir“ sage und immer noch Groll und Wut in mir spüre, dann ist da noch etwas in uns, das angeschaut, verstanden, geheilt und losgelassen werden möchte.
Es ist sicherlich möglich und manchmal auch hilfreich sich mit dem anderen auszusprechen, zu versuchen ihn und seine Handlung zu verstehen. Doch es ist nicht zwingend erforderlich. Das wichtigste sind wir selbst bei diesem Prozess. Es ist auch nicht unbedingt notwendig, dass die andere Person überhaupt anwesend ist. Es ist auch möglich zu verzeihen, wenn der andere als Mensch bereits gestorben ist.
Der Prozess findet in uns selbst statt.
#4: Verzeihen lernen bei extremen und intensiven Verletzungen
War die Tat extrem schlimm wie bei einem Missbrauch, einer Gewalttat, oder auch einem tiefen Vertrauensbruch wie z.B. Fremdgehen in der Partnerschaft, dann sitzt der Stachel sehr tief und so kann das Verzeihen lernen eine sehr große Herausforderung sein.
In diesem Fall gibt es Unterstützung und professionelle Begleitung, um den Anfang zu finden und danach tiefer ins Thema einzusteigen.
Mit professioneller Unterstützung kannst Du leichter und besser verstehen wie die Zusammenhänge sind, was man selbst tun kann, um aus der Opferrolle heraus in die Selbstermächtigung zu kommen.
Ich nehme Abschied und befreie mich von allen verurteilenden, bewertenden und selbstzerstörerischen Gedanken. Ich gehe in die Selbstverantwortung und in die Selbstermächtigung.
Hört sich einfach an. Ist es in der Umsetzung nicht immer.
Doch jeder Schritt in diese Richtung bringt Erleichterung und ist es wert gegangen zu werden, egal wie weit man kommt.
Damit findest Du Deine ganz persönliche Weise, wie Dir verzeihen lernen gelingen kann.
Wenn man das Prinzip verstanden und verinnerlicht hat, dann kannst Du das auch auf andere Themen und Situationen anwenden.
Es geht um Dich!!!
So wichtig und wertvoll das verzeihen lernen auch ist, und so sehr es mir am Herzen liegt, weil es so viel Erleichterung, Heilung und Verbesserung unseres Wohlbefindens bringt, so liegt mir eines ganz besonders am Herzen:
es ist keine Leistungsschau, es ist kein Wettbewerb.
es geht nicht darum wer am schnellsten, am leichtesten, am meisten, die größten, die schwierigsten Themen vergeben kann.
Es geht um uns selbst!!!
Wenn wir etwas nicht vergeben können oder wollen, so ist das auch in Ordnung.
Wir dürfen uns vergeben nicht zu vergeben.
Ohne Bewertung oder Selbstverurteilung.
Ohne „andere schaffen es doch auch!“.
Du bist nicht die anderen. Du bist Du.
Ist Verzeihen lernen immer einfach? ⇒ Sicherlich nicht, besonders bei extremen Verletzungen.
Ist Verzeihen lernen möglich? ⇒ Auf jeden Fall, wenn man es will.
Gibt Verzeihen eine Erleichterung, auch wenn man nicht sofort alles verzeihen kann?
⇒ Ja, jeder Schritt in die Richtung bringt ein Stück Erleichterung.
Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, als ob man den anderen damit aus seiner Schuld entlässt, so habe ich selbst doch den größten Vorteil davon, wenn ich loslasse.
Ich kann mich erst dann voll dem Neuen, Schönem, Angenehmen zuwenden und es in mein Glas lassen, wenn ich mein Glas ausgeleert oder darin etwas Platz gemacht habe.
Verzeihen lernen kurz gefasst
1. Enttäuschung, Schuld, Scham, Rachegefühle, Wut, Ärger usw. schaden am meisten mir selbst. Die Gefühle erzeugen Stress im Körper und das schadet meiner Seele und meiner Gesundheit.
2. Auch wenn ich meine „der Andere hat Schuld“, so ist der einzige Mensch, auf den ich wirklich Einfluss habe und den ich ändern kann, ich selbst.
3. Verzeihen ist ein Entgiftungs- und Reinigungsprozess. Es bedeutet nicht, dass ich gutheiße, was getan wurde. Doch was getan wurde ist vorbei und ist Teil der Vergangenheit. Und ich erlaube nicht mehr, dass es heute noch Einfluss auf mich hat und mir weh tut.
4. Ich will verzeihen lernen und ich darf mir dafür Unterstützung und professionelle Begleitung holen.